News Dezember 2013

Unsere Generation

‚Die Geschichte erzählt, dass unsere Kultur, unser Gesetz, vergewaltigt wurde. Es ist eine traurige Geschichte. Aber diese traurige Geschichte muss erzählt werden, damit die Welt verstehen kann, damit die Welt wissen kann, dass das, was am anderen Ende der Welt passiert…  öffentlich bekannt und verkündet werden muss.‘ (Rev. Dr. Djiniyini Gondarra, Golumala Clan Elder)

In diesem Monat möchte ich Sie dorthin zurück führen, wo alles für mich begann. Vor über 20 Jahren hatte ich das erste Mal Kontakt mit Aborigines, den Ureinwohnern Australiens. Ich erlebte ihre Kultur und mir wurde ihre Geschichte erzählt, und ich gab mein Versprechen ‚ihre Geschichte meinem Volk zu erzählen‘. Jetzt, im Jahr 2013, hat dieses Volk noch immer die gleiche Nachricht. In diesem Monat möchte ich sie selbst ’sprechen‘ lassen. (Alle Zitate stammen aus: ‚Unsere Generation‘, Gewinner ‚Bester Film/Kategorie Kampagne, London International Documentary Festival 2011)

‚Unsere Kultur ist bis zum heutigen Tag lebendig und gesund. Wir sind nicht hier, um zu verblassen. Wir sind nicht hier, um langsam auszusterben. Wir sind hier, um unser Erbe, unsere Überzeugungen, unsere Spiritualität zu bewahren. Das ist die Art und Weise, wie unsere alten Leute es gehalten haben. Und das ist die Art und Weise, wie sie es an uns weitergeben. Und das ist die Art und Weise, an die wir uns halten, um es an unsere Generation zu überliefern.‘ (Marcus Mungul Lacey, Dhalwangu Clan)

‚Es war nicht unser Traum, auf die Mission zu kommen. Es war nicht unser Traum, am Tisch eines weißen Mannes zu essen. Es war nicht unser Traum, die Kleidung des weißen Mannes zu tragen. Es war nicht unser Traum, für den weißen Mann als Sklave zu arbeiten. Wir waren freie Menschen.‘ (Rev. Dr. Djiniyini Gondarra, Golumala Clan Elder)

Die Northern Territory Intervention im Jahr 2007 erforderte die Suspension des Rassendiskriminierungsgesetzes. (Erstellt im Jahr 1975, um alle Australier vor Rassismus zu schützen.)

‚Was sind meine Leute? Wer sind sie? Sind sie Menschen? Haben sie Stolz und Würde, gleich wie ein Mann oder eine Frau oder ein Kind, das in der Stadt lebt?‘ (Rev. Dr. Djiniyini Gondarra, Golumala Clan Elder)

‚Wir können ihre westliche Welt sehen. Sie steuern in Richtung der Zerstörung. Wir sehen es in unserer Gemeinde. Und ihr Weg ist nicht unsere Art und Weise.‘ (Guymun Dhamarranydji, Djambarrpuyngu Clan Elder)

Im April 2009 unterzeichnete die Regierung die Deklaration der Vereinten Nationen über die Rechte der indigenen Völker, eines der letzten 3 Länder, die das tat. Die Regierung hat seither gegen die meisten Artikel der Erklärung verstoßen. Australiens Verletzung der Menschenrechte gegenüber des indigenen Volkes ist durch ihr Rechtssystem legitimiert. Australien ist die einzige westliche Demokratie ohne ‚Bill of Rights‘, (vgl. Staatsgrundgesetz über die allgemeinen Rechte der Staatsbürger). Und die Verfassung enthält keine Bestimmungen, um die Menschenrechte aller Australier zu schützen. Australien verbleibt das einzige Commonwealth-Land, das keinen Vertrag mit seinem indigenen Volk unterzeichnet hat.

‚Bis das Problem eines Vertrags betrachtet und gelöst wird, bis die Verhandlungslösung stattfindet, wird die Frage nach der Legitimität immer über Australien hängen. Also brauchen sie vielleicht einen Vertrag genauso dringend wie die Aborigines.‘ (Prof. Larissa Behrendt, University of Technology Sydney )

‚Wir haben die Gelegenheit, die älteste lebende Kultur in der Welt zu verstehen… und wir scheinen uninteressiert. Als ob es uns nichts zu bieten hat. Es ist eine Gelegenheit, die sonst niemand in der Welt hat, abgesehen von Australien.‘ (Johannes Greatorex, Charles Darwin University)

‚Ich habe einen Körper. Und ich habe einen Schatten. Dieser Schatten ist meine Kultur, und er klebt an mir. Wenn mein Schatten sich entfernt, bin ich traurig.‘ (Djanumbe Gurriwiwi, Galpu Clan Elder)

Barbara

News November 2013

Engel vom Bennelong Point – Sydney Opernhaus

Am 25. November 1789 wurde Bennelong (ca. 1764 -1813), Mitglied des Wangal Stammes, von den Briten unter dem Befehl von Gouverneur Arthur Phillip gefangen genommen, um als Vermittler zwischen den Ureinwohnern und den europäischen Kulturen zu agieren. Dank Bennelongs Fähigkeiten als meisterhafter Politiker lebten, kommunizierten und handelten die beiden Kulturen als Eins. Als intelligenter und neugieriger Mensch spielte er eine wichtige Rolle bei der Überbrückung zweier sehr unterschiedlicher Kulturen. Er ist zusätzlich Beispiel für jemanden, der den Zusammenprall der Kulturen überlebte und auch im späteren Leben Respekt von seinem Volk erntete. Gouverneur Phillip baute für Bennelong eine Steinhütte auf dem Gelände der Djubuguli. Das Gebiet wurde später ihm zu Ehren Bennelong Point benannt und ist nun die Heimat des Sydney Opernhauses.

Im November 1960 fand das erste inoffizielle Konzert beim Opernhaus statt. Paul Robeson Leroy (1898 – 1976), ein afro-amerikanischer Sänger und Schauspieler, involviert mit der Bürgerrechtsbewegung, sang für die Bauarbeiter während ihrer Mittagspause. Robeson verließ Australien als angesehene Persönlichkeit. Seine Unterstützung für die Rechte der Ureinwohner hatte eine starke Auswirkung in Australien während des nächsten Jahrzehntes.

Geoffrey Gurrumul Yunupingu, ein indigener australischer Musiker, der in der Yolngu Sprache singt, stieg letzten Monat die Treppe hinauf zum Opernhaus für die 40-Jahre-Feier, um am gleichen Platz seine Kunst darzubieten, in der die Engländer ursprünglich Australien entdeckten. Der Kreis schließt sich.

Bennelongs Zweihundertjahrjubiläum kommt zugleich mit der 40-Jahre-Feier des Sydney Opernhauses. In 2005 wurde das Sydney Opernhaus als Weltkulturstätte anerkannt, ein ‚ikonischer und geschätzter Platz, Zeugnis für die Offenheit des australischen Volkes…‘ (John Howard, ehemaliger Premierminister), oder, wie von Les Murray, australischer Poet, beschrieben, ‚porträtierend eine Form von Gunyah, oder Humpy‘ – kleine, temporäre Hütten, traditionell von den australischen Ureinwohnern benutzt. Ein Gebäude, das wie eine ausgestreckte Hand im Geist der Wiedervereinung im Hafen steht.

Vor 200 Jahren erkannte Bennelong das Potenzial für die Zusammenarbeit der beiden Kulturen. Heute liegt es an uns, einen Unterschied zu machen, Wünsche in die Realität umzusetzen. Bist Du bereit?

‚Niemand kann zurückgehen und einen Neuanfang starten, aber jeder kann heute beginnen und eine neue Endung schaffen.‘ (Maria Robinson, UN-Hochkommissarin für Menschenrechte)


Barbara

News Oktober 2013

Walkabout

‚In Australien wird ein Aborigine junger Mann, sobald er sechzehn Jahre erreicht, in die Wildnis geschickt. Monatelang muss er davon leben, darin schlafen, von den Früchten und dem Fleisch des Landes essen. Am Leben bleiben… Die Aborigines nennen dies ‚Walkabout‘.‘ (‚Walkabout‘, Nicolas Roeg, 1971)

Der Walkabout ist eine rituelle Reise, ursprünglich heimisch bei den frühen Kulturen der indigenen Bevölkerung Australiens. Walkabouts führen junge Männer für einen bestimmten Zeitraum in die Wildnis. Es ist eine Zeremonie des Übergangs in der Kultur, eine rituelle Trennung von seinem Stamm.

Wir können so geschäftig werden mit dem Leben, so verwurzelt in unser winziges Universum, dass wir beginnen zu glauben, dass dies alles ist, was es gibt. Von diesem Aussichtspunkt aus beurteilen wir die Welt, in der wir leben. Wir verwenden Social Media, um ein Leben aufzubauen, dass sich von der Realität unterscheidet. Unsere Phantasie ständig angefeuert von der Unwirklichkeit der ‚Reality Shows‘, dem Leben der Stars und dem Zusammenbruch ihrer Gesellschaft.

In einer fragilen Zeit im Leben eines jungen Aborigines wurde er aus dem Schoss der Familie genommen, um zu lernen, wie man lebt, wie man überlebt, und wie man Weisheit und Wissen an die nächste Generation weitergibt. Es muss unbehaglich gewesen sein, emotional und prüfend. Doch dieser Übergang zum Mann wurde als notwendig erachtet, um die Fortsetzung und Weiterführung der Rasse zu gewährleisten. Dies war Walkabout, durch den Jugendliche zu Männern wurden. Sie lernten, wie man in einer feindseligen Welt überlebt, ohne Rückgriff auf Demütigung und Erniedrigung. Sie lernten die edlen Eigenschaften des Lebens, den Reichtum und die Verletzlichkeit der menschlichen Rasse.

Diese Tradition hat seit langem nicht nur den Mann des Westens verlassen, sondern auch die Kultur der Ureinwohner. Ersetzt durch die Notwendigkeit der sofortigen Befriedigung im Komfort der eigenen vier Wände. Das Leben bewegt sich so schnell, dass es uns keine Zeit lässt zu denken, zu reflektieren, die Richtung zu wechseln oder über die wirkiche Bedeutung des Lebens nachzudenken. Geschwindigkeit und die Kunst des ständig beschäftigt seins sind Eigenschaften, essentiell dafür, die Realität zu vermeiden. Verzögerung und Langeweile folgt, und feuert das Bedürfnis nach der nächsten Zutat zur sofortigen Befriedigung an. Walkabout jedoch sorgte dafür, dass sie nie gelangweilt waren, obwohl das Leben langsam sein musste. Sie mussten reflektieren, zuhören, und überleben, und auf der anderen Seite wieder hervortreten – reif, verantwortungsbewusst, mit einem neuen und angemessenerem Verständnis für die Dinge des Lebens.

Walkabout ist eine Manifestation der Einsamkeit und der Suche nach dem Sinn des Lebens – moderner Walkabout sollte den gleichen Ursprung haben. Findest Du den Sinn deiner Lebensrichtung in ruhiger Abgeschiedenheit?

‚Wandern stellt wieder die ursprüngliche Harmonie her, die einst zwischen Mensch und Universum existierte.‘ (Anatole France, Dichter, 1844 – 1924)


Barbara

News August 2013

Stolz und Vorurteil

Kontrollierter Peer-Group Zwang ist eine sehr mächtige Waffe. Jane Elliott, eine amerikanische Lehrerin, kreierte das berühmte ‚blue-eyed/brown-eyed‘ (‚Blauäugige/Braunäugige‘) Training, ursprünglich mit Grundschulkindern in den 1960er Jahren ausgeübt. Während des Trainings verhielten sich die Kinder, deren Augenfarbe als ’superior und überlegen“ erachtet wurden, gegenüber ihren ‚minderwertigen und unterlegenen‘ Klassenkameraden arrogant, herrisch und unangenehm, und ihre Noten verbesserten sich. Auch die Gruppe der ‚minderwertigen‘ Klassenkameraden veränderte sich – in ängstliche und unterwürfige Kinder, darunter auch diejenigen, die zuvor dominant in der Klasse waren. Ihre schulischen Leistungen litten.

Es scheint für unsere Existenz wesentlich zu sein, Menschengruppen in Schubladen zu ordnen, diese zu beschriften und zu beurteilen, unabhängig von Intelligenz, Talent oder individuellem Glauben. Wie in der Übung festgestellt wurde, veränderte sich die Gruppe als Ganzes, wurde eingeordnet und vorschnell beurteilt. Warum generalisieren wir? Bringt es Frieden in unsere Welt, weil unserer Meinung nach dadurch alles an den rechtmäßigen Platz gestellt wird?

Weltweit werden Menschen aufgrund ihrer Herkunft, ihrer Hautfarbe, ihres Glaubens usw. in Schubladen geordnet. Vorurteil ist universal – es gibt nicht eine Gruppe, die nicht davon betroffen ist. Abhängig von unserem Standpunkt sind wir entweder voll ‚Souveränität‘, oder – wenn von anderer Seite betrachtet – finden uns in umgekehrter Position. Einmal befinden wir uns in der Gruppe der ‚Blauägigen‘, dann wieder gehören wir der anderen an.

Der wahre und wirkliche Sinn des Lebens wird jedoch immer wieder von der Jugend aller Kulturen gesucht, wenn junge Burschen den Übergang von Kindheit zu Männern erleben und junge Mädchen zu Frauen heranreifen. Innerhalb der indigenen Kultur hat dieser Übergang Tradition, die Zeremonie des Heranwachsens muss man sich verdienen, anstatt sie chronologisch altersbedingt verliehen zu bekommen; Lernen von den Geschichten, die seit Generationen überliefert werden; Tradition, die das Gefüge ihrer Gesellschaft untermauert. Unabhängig von der Kultur ist die Herkunft für alle wichtig und gibt uns Parameter, in denen wir unser Leben leben können. Generalisierung muss keine notwendige Erfordernis sein. Kontrollierter Peer-Group Zwang ist eine sehr mächtige Waffe. So oder so.

‚Ich bevorzuge es, mir selbst treu zu sein, auch auf die Gefahr hin, den Spott der anderen auf mich zu ziehen, anstatt falsch zu sein, und meinen eigenen Abscheu zu erleiden.‘ (Frederick Douglass, 1818-1895, Afro-amerikanischer Sozialreformer)

Barbara

News Juli 2013

Schemenhafte Freunde… Like · Comment · Share

Nach der neuesten Statistik bezüglich Network-Marketing werden nur 7 % davon erfolgreich online ausgeführt. (‚The Face-to-Face Book‘, Ed Keller & Brad Fay). Dies ist überrasched angesichts der Macht des Internets. Es bedeutet, dass 93 % des Network-Marketings oder der Kleinunternehmen sich noch immer darauf verlassen, dass man den Menschen trifft, von Angesicht zu Angesicht, auf gegenseitigem Vertrauen und realer, physischer Präsenz aufbauend. Diese Form des Marketings ist abhängig von Mundpropaganda, oder Freunden, die wiederum ihren Freunden davon erzählen. Die Statistik unterstreicht die Tatsache, dass, während wir glauben, dass wir Online-Freunde haben, und dass soziale Interaktion über Social Media sehr viel bedeutet, dies vielleicht doch nicht der Fall ist.

Social Media Freundschaften sind nicht so real wie Beziehungen von Angesicht zu Angesicht, und das Ergebnis einer Welt aus Online-Socializing ist eine Vereinsamung, die epidemische Proportionen annimmt. Menschen sind gefangen in Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, Trauer und Depression, die unweigerlich zu Inaktivität führt. Unfähig, sich im ‚realen‘ Leben auszudrücken, wenden sie sich an die konfektionierte online Version von sich und bewerten ihren sozialen Erfolg an der Anzahl der ‚friends‘, die sie haben, oder der Menge der ‚likes‘, die sie erhalten. Wie viele ‚Freunde‘ haben Sie‘?

Das Internet bringt uns umgehende Information bei der leisesten Berührung der Tastatur, was ausgesprochen nützlich ist. Doch es bringt auch die sehr reale Gefahr der Einsamkeit, Isolation und den Verlust der sozialen Kompetenz.

Die Geschichte der indigenen Bevölkerung zeigt uns, wieviel Wert sie darauf gelegt haben, in Corroborees zusammen zu kommen und Geschichten auszutauschen, Ideen, Lachen und Tränen zu teilen. Dies wurde von Angesicht zu Angesicht gelebt. Wie eine einzige, grosse Feier genossen sie ihre gegenseitige Gesellschaft, während sie die Intensität und den Sinn des Lebens erforschten. Ihr Wissen, ihre Weisheit und ihr Können wurde von einer Generation zur nächsten weitergegeben, um die Jugend für das Leben, das sie vor sich hatten, vorzubereiten. Wir können dies online tun, aber dabei fehlt ein wichtiger Faktor – der menschliche Faktor, die Berührung und das Spüren eines anderen menschlichen Wesens, mit der Absicht, das Wissen mit Liebe und Inspiration weiterzugeben. Agieren sie mit ihren Freunden von Angesicht zu Angesicht?

Wir können die Zeit weder zurückdrehen, noch wollen wir das. Aber wir müssen eine Balance finden zwischen unserem Online-Leben und der Realität, um reale Freundschaften und wirkliche Beziehungen mit Menschen zu betonen. Der ‚reale‘ Aspekt der Beziehung, der uns das ‚reale‘ Gefühl gibt, dass wir nicht alleine sind.

‚Zu oft unterschätzen wir die Macht einer Berührung, eines Lächelns, eines freundlichen Wortes, offenen Ohrs, ehrlichen Komplimentes, oder den kleinsten Akt der Zuwendung, die alle das Potenzial haben, ein Leben zu verändern.‘ (Leo Buscaglia, Autor, 1924 – 1998)

Barbara