News Oktober 2013

Walkabout

‚In Australien wird ein Aborigine junger Mann, sobald er sechzehn Jahre erreicht, in die Wildnis geschickt. Monatelang muss er davon leben, darin schlafen, von den Früchten und dem Fleisch des Landes essen. Am Leben bleiben… Die Aborigines nennen dies ‚Walkabout‘.‘ (‚Walkabout‘, Nicolas Roeg, 1971)

Der Walkabout ist eine rituelle Reise, ursprünglich heimisch bei den frühen Kulturen der indigenen Bevölkerung Australiens. Walkabouts führen junge Männer für einen bestimmten Zeitraum in die Wildnis. Es ist eine Zeremonie des Übergangs in der Kultur, eine rituelle Trennung von seinem Stamm.

Wir können so geschäftig werden mit dem Leben, so verwurzelt in unser winziges Universum, dass wir beginnen zu glauben, dass dies alles ist, was es gibt. Von diesem Aussichtspunkt aus beurteilen wir die Welt, in der wir leben. Wir verwenden Social Media, um ein Leben aufzubauen, dass sich von der Realität unterscheidet. Unsere Phantasie ständig angefeuert von der Unwirklichkeit der ‚Reality Shows‘, dem Leben der Stars und dem Zusammenbruch ihrer Gesellschaft.

In einer fragilen Zeit im Leben eines jungen Aborigines wurde er aus dem Schoss der Familie genommen, um zu lernen, wie man lebt, wie man überlebt, und wie man Weisheit und Wissen an die nächste Generation weitergibt. Es muss unbehaglich gewesen sein, emotional und prüfend. Doch dieser Übergang zum Mann wurde als notwendig erachtet, um die Fortsetzung und Weiterführung der Rasse zu gewährleisten. Dies war Walkabout, durch den Jugendliche zu Männern wurden. Sie lernten, wie man in einer feindseligen Welt überlebt, ohne Rückgriff auf Demütigung und Erniedrigung. Sie lernten die edlen Eigenschaften des Lebens, den Reichtum und die Verletzlichkeit der menschlichen Rasse.

Diese Tradition hat seit langem nicht nur den Mann des Westens verlassen, sondern auch die Kultur der Ureinwohner. Ersetzt durch die Notwendigkeit der sofortigen Befriedigung im Komfort der eigenen vier Wände. Das Leben bewegt sich so schnell, dass es uns keine Zeit lässt zu denken, zu reflektieren, die Richtung zu wechseln oder über die wirkiche Bedeutung des Lebens nachzudenken. Geschwindigkeit und die Kunst des ständig beschäftigt seins sind Eigenschaften, essentiell dafür, die Realität zu vermeiden. Verzögerung und Langeweile folgt, und feuert das Bedürfnis nach der nächsten Zutat zur sofortigen Befriedigung an. Walkabout jedoch sorgte dafür, dass sie nie gelangweilt waren, obwohl das Leben langsam sein musste. Sie mussten reflektieren, zuhören, und überleben, und auf der anderen Seite wieder hervortreten – reif, verantwortungsbewusst, mit einem neuen und angemessenerem Verständnis für die Dinge des Lebens.

Walkabout ist eine Manifestation der Einsamkeit und der Suche nach dem Sinn des Lebens – moderner Walkabout sollte den gleichen Ursprung haben. Findest Du den Sinn deiner Lebensrichtung in ruhiger Abgeschiedenheit?

‚Wandern stellt wieder die ursprüngliche Harmonie her, die einst zwischen Mensch und Universum existierte.‘ (Anatole France, Dichter, 1844 – 1924)


Barbara


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