News September 2015

Payback/Rückzahlung – Teil 1

Eines der wichtigsten Prinzipien der Aborigine Gesellschaft ist das ‘Zurückzahlen’. In der Kultur der Aborigines gibst du, denn irgendwann hast du vielleicht selbst nichts. Und dann ist es an dir, ‘zurückzuzahlen’, weil dir gegeben wurde. Diese Ethik hat das Leben und die Kultur der Aborigines aufrechterhalten und ihnen geholfen, auf einem der härtesten Kontinente der Erde zu überleben.

Vergangenes Wochenende trafen mehr als 23.000 Flüchtlinge in Österreich ein. Sie kamen über Ungarn, Kroatien und Slowenien. Und es ist kein Ende abzusehen. Sie alle haben ein Ziel: ihre Familie, ihre Kinder, in Sicherheit zu bringen. Am Ende ihrer Kraft, unterwegs seit vielen Wochen.

Seit der Begriff Land kreiert wurde, werden Menschen gezwungen, ihr Land zu verlassen. Was bringt sie dazu, ihre Häuser zu verlassen? Wo gingen sie hin, und was ist aus ihnen geworden? Werfen wir einen Blick zurück:

– Die frühesten waren die Israeliten, 740 BC. 10 der 12 Stämme wurden vertrieben, als assyrische Herrscher ihr Land eroberten.

– Im Jahre 1685, durch das Edikt von Fontainebleau, riskierten Hugenotten unter Ludwig XIV staatliche Verfolgung. Rund 200.000 flohen nach England, den Niederlanden, Deutschland, Schweiz, Skandinavien und Russland.

– Während des Osmanischen Reiches, 1783,  kamen 5 – 7 Mio. Muhacirs (osmanische Muslime) aus anderen Ländern (Kaukasus, Krim, Kreta, Griechenland, Rumänien und Jugoslawien) in die heutige Türkei. Ihre Nachkommen leben noch heute dort.

– Die Pogroms in Russland, beginnend 1881 mit der Ermordung des Zaren Alexander II, führte zu einer Massenflucht von rund 2 Millionen Juden nach Großbritannien, USA und das restliche Europa.

– Erster Weltkrieg, 1914: Der deutsche Einmarsch in Belgien führte zu einem Exodus von mehr als einer Million Menschen. Als Österreich-Ungarn in Serbien einmarschierte, wurden Zehntausende Serben gezwungen, ihre Häuser zu verlassen. Und unter der Osmanischen Herrschaft wurde die armenische Bevölkerung durch systematische Verfolgung dezimiert. Die Hälfte dieser Bevölkerung war bis 1918 tot, Hunderttausende wurden obdachlos und staatenlose Flüchtlinge.

– Zweiter Weltkrieg, 1945: Bei Ende des Krieges gab es allein in Europa mehr als 40 Millionen Flüchtlinge. Noch vor Ende des Krieges flohen Tausende von Deutschen aus Osteuropa. Der Rest wurde gewaltsam entfernt. In der Tschechoslowakei wurden mehr als 2 Millionen über die Grenze gebracht. In Polen wurden die Deutschen zusammengetrieben und von den Behörden entfernt. In Rumänien verließen rund 400.000 ihre Häuser, Jugoslawien quasi entleerte die 500.000 starke deutsche Gemeinde. (Ref: Mona Chalabi, The Guardian)

In Situationen wie diesen kann die Art und Weise, wie Menschen reagieren, einen Unterschied machen. Jetzt scheinen wir die Privilegierten zu sein, die in Ländern leben, die wünschenswert genug sind, um darin einen Neubeginn zu haben. Ein Land, in dem man abends schlafen gehen kann mit dem Wissen, dass die Chancen für das Aufwachen am Morgen höher sind als die, getötet zu werden. Jetzt liegt es an uns, die verlorenen, vertriebenen, verlassenen Menschen einzuladen und Platz zu machen. Wo würdest du hingehen, um in Sicherheit zu sein? Um deinen Kindern eine sichere Zukunft zu gewährleisten? Um deine Familie zu schützen?

‘Niemand ist jemals arm geworden, weil er gegeben hat.’ (Anne Frank, Tagebuch der Anne Frank)

Barbara


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