News Juni 2011

Der Sinn des Lebens

Wenn man Monty Python glauben darf, dann ist der Sinn des Lebens ’42‘. Dieser eher vereinfachte Blick auf eine so tiefe philosophische Frage brachte uns alle zum Lachen, beantwortete aber nicht wirklich die Frage. Es scheint, dass derzeit viele Menschen auf der Suche nach ihrem Sinn des Lebens sind, gemessen an der Zahl der Selbsthilfe- und Motivationsprogramme, die für unsere Erleuchtung angeboten werden. Warum sind wir hier? Was tun wir? Was und woran glauben wir? Woher kamen wir und wie haben wir es geschafft, vieles so falsch zu machen? Das ist unser Ausgangspunkt, basierend auf unserem derzeitigen Wissen.

Was, wenn wir anderswo beginnen – ein neuer oder anderer Blickwinkel aus einer fortgeschrittenen Kultur, mit Tausenden von Jahren von Weisheit und Erkenntnis. Ein Volk, unverfälscht durch unsere westliche Kultur, das sich auf eine völlig andere Art und Weise entwickelt hat, basierend auf ihrer eigenen Reihe von Umständen. Ein Volk, das sich auf ihre Situation und des Lebens ständiger Prüfungen anzupassen verstand. Diese Prüfungen erforderten eine unheimlich starke Denkweise. Ein Volk, Meister darin, Ideen aufzunehmen, sie zu kultivieren, zu modifizieren – und Lösungen anzubieten, so revolutionär, dass sie das Verständnis des ‚gebildeten Geistes‘ herausforderten. Ein Volk, das uns die Grundlagen der Aerodynamik gelehrt hat. Ein Volk, welches Wege zum Überleben in den harschesten Umgebungen und Situationen entwickelt hat.

Wenn dieses Volk existiert – was könnten sie uns berichten? Wie würde sich ihr Wissen auf uns auswirken? Würden wir zuhören und unsere reichhaltigen, bestehenden Kenntnisse erweitern? Oder würden wir glauben, dass wir noch immer alles richtig machen? Während sie alles Gute, das wir zu bieten haben, annehmen und ihren Wissensstand erweitern, während sie gleichzeitig ihre Fähigkeiten verbessern – würden wir von ihnen lernen? Natürlich würden wir das, es liegt in unserer Natur – oder doch nicht?

Diese Menschen existieren – es gibt sie schon seit Tausenden von Jahren. Sie entwickelten eine Lebensweise, die es ihnen ermöglicht hat, zu überleben, zu leben und alles zu genießen, was ihnen auf der Erde und spirituell gegeben wurde. Wir nahmen an, sie seien unwissend, nicht mehr als Steinzeitmenschen – doch die Ureinwohner von Australien waren und sind eine Rasse, die so weit fortgeschritten ist, dass wir immer noch versuchen, aufzuholen. Es ist diese Qualität, die tief in der Psyche des modernen Aborigines weilt, die es ihm erlaubt, den Sieg über alle Widrigkeiten zu erlangen, denn er kann verstehen, was ihm geschehen war – und nahm es an, lange bevor wir realisierten, was wir taten. Oodgeroo beschreibt es so:

Mein Sohn, 1960

Ich könnte dir von Herzschmerz, blindem Hass erzählen,

Ich könnte dir von Verbrechen, der Schande der Menschheit erzählen,

Von brutalen Taten, falsch und bösartig,

Von Vergewaltigung und Mord, mein Sohn;

Aber stattdessen erzähle ich dir von Tapferkeit und Edelmut

Wenn das Leben der Schwarzen und Weißen sich verbindet

Und die Menschheit sich brüderlich vereint –

Dies würde ich dir sagen, mein Sohn.

– Oodgeroo Noonuccal –

(1920 – 1993) bekannt für den Hauptteil ihres Lebens als die Schriftstellerin, Malerin und politische Aktivistin Kath Walker, nahm Oodgeroo ihren traditionellen Namen im Jahr 1988 wieder an.

(freie deutsche Interpretation, Barbara Kellner-Read, Original Version auf der engl. Seite, News June 2011)

Barbara


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